Quetschschnecke aus dem Spannplattenwerk Beeskow mit Auszügen aus dem Gedicht „Im Jahr 2030. Gespräch“ von Gustav Schwab, verfasst 1830. Ein Gespräch zwischen einem Greis und einem Knaben in Form eines Gedichtes als eine frühe literarische Auseinandersetzung mit der beginnenden Industrialisierung im deutschsprachigen Raum. Beeskow, Land Brandenburg, 2021

Verwendete Auszüge aus dem Gedicht „Im Jahr 2030. Gespräch“
von Gustav Schwab, verfasst 1830

KNABE. KOMM HERAUS, URAHN! AN MEINEM ARM. DIE LUFT IST WARM, DIE SONNE WANDELT AUF BLAUER BAHN.

GREIS. GRÜNT DER WALD? RAUSCHT DER FLUß?
SCHWINGT SICH DIE SCHLANGENGESTALT ANGESCHWELLT VOM FRÜHLINGSKUß? ICH SEHE NICHT MEHR, ICH HÖRE SCHWER.

KNABE. WOHIN DEIN FINGER ZEIGT, IST KEIN BAUM!
AN DER HOHEN BERGE SAUM DER WALD IN DIE WOLKEN STEIGT FERNE DRÜBEN!

GREIS. UNTER DEM RUDERSCHLAG DIE VIELEN NACHEN? WEIß WIE DER TAG WERDEN DIE SEGEL DOCH IN LÜFTEN SCHWELLEN?

KNABE. ICH HÖRE DAS RAD!ES KLAPPERT, ES KNARRT, ICH ATHME RAUCH, ICH SEHE DIE SÄULE! – DA NAHT, DA NAHT ES AUCH, DA KOMMT’S IN EILE.

GREIS. NACH DER STRAßE SCHAU! HÖRST DU KEINES ROSSES TRAB?

KNABE. WIE SIEHT ES AUS? ICH HABE NOCH KEINES GESEHN.

GREIS. WIE MIT FLAMMENBRAUS, WIE MIT WINDESWEHN MUß ES FLIEGEN DAS MÄHNENTHIER.

KNABE. DAS BRAUCHT MAN JETZT NICHT; DORT KOMMT DER DAMPF-EILWAGEN!

GREIS. LAUSCH’ AUF ZUM HÜGEL! BRAUST DES STURMES FLÜGEL NOCH DURCH DIE RUINE? STARRT SIE AUS LÜFTENHOCH MIT DER TROTZIGEN MIENE?

KNABE. URGROßVATER, ICH BITT’ DICH! WIE BLIND IST DEIN BLICK! DORT STEHT JA DIE FABRIK.

GREIS. STEHT MEIN DORF NOCH, O SOHN, MEIN HAUS?
KOMMT IHR HERUNTER VON DEN TRÜMMERN? SUCHT IHR DEN FREUND,DER EUER HARRT?
DAS KAHLE HEUT SOLL EUCH NICHT KÜMMERN, VERGANGENHEIT IST GEGENWART!

KNABE. VATER, WO HAST DU DIE WORTE HER? SO REDEN DIE MENSCHEN NICHT MEHR.

GREIS. ES IST GENUG, MÜD’ BIN ICH VON DEM GANG! STÜTZE MICH FEIN, KIND, FÜHR’ MICH HINEIN IN DER HÜTTE DUNKLEN RAUM, ZUM SCHLAF, ZUM TRAUM!